Denali und Denali Highway, vom  07.08. - 20.08.2019

 

Wir fahren zurück nach Anchorage, der größten Stadt Alaskas. Hier leben knapp die Hälfte von den nur rund 700.000 Einwohner des größten Bundesstaates der USA. Apropos Größe: Alaska ist 20 mal größer als Österreich und 5 mal größer als Deutschland!

Knapp 60 km vor Anchorage, am Küstenhighway mit viel Verkehr und nur 2 Fahrspuren ohne Seitenstreifen kommt das was man genau hier nicht braucht.

Der Motor geht aus, alle Anzeigen aus, keine Servolenkung, keine Bremsunterstützung, mit letztem Schwung rollen wir in eine Ausbuchtung. Ich versuche den Motor wieder zu starten, geht nicht, aber die Batterieanzeige leuchtet sporadisch auf. In unserem schlauen Handbuch steht: Batterie wird nicht mehr geladen! Muss also die Lichtmaschine sein.

Wir haben eine Ersatzlichtmaschine dabei, aber hier am schrägen Straßenrand wollen wir die nicht tauschen. Ein paar hundert Meter weiter ist ein Rastplatz aber wie starte ich den Modix? Also will ich mit unserem Nagelneuen, unbenutzten Generator die Batterie vom LKW laden. Nur der Generator läuft mit Benzin, wir haben zwar 600 Liter Diesel im Tank, aber keinen Tropfen Benzin für den Generator...Ich gehe mit meinem Kanister zum Rastplatz und frage andere Camper nach Benzin, aber keiner hat was dabei. Ein nettes Pärchen hilft uns dann und fährt mit mir ca. 5 km zur nächsten Tankstelle und bringt mich wieder zurück, vielen Dank! Der Generator läuft und lädt die Batterie. 

Der Motor lässt sich wieder starten und wir fahren vor zum Rastplatz und da es schon langsam dunkel wird übernachten wir hier und tauschen morgen die Lichtmaschine. Auch Martin und Kristin, reisende die wir ein paar Tage zuvor kurz kennengelernt hatten, sind extra von Anchorage zurück gefahren um uns Beistand zu leisten. Sehr nett von euch, danke! Am nächsten Morgen mach ich mich an die Lichtmaschine. Premiere, hab das noch nie gemacht! Zuvor noch ein kurzes Briefing per Skype von Hans unserem Mechaniker aus Langley. Der Tausch geht dann ohne Probleme über die Bühne.

Aber leider leuchtet die Batterieanzeige immer noch! Na gut, dann wissen wir die Lichtmaschine war es nicht...Jetzt muss eine Werkstatt her. Wir laden die Batterie mit dem Generator voll auf und fahren zu einer Werkstatt in Anchorage. Aber erst die dritte Werkstatt kann uns dann helfen. Mit einem Europäischen LKW ist man hier ein echter Exot! Wir bekommen einen Termin am nächsten Morgen. Wir nutzen den Tag und riskieren trotz Batterieleuchte die Fahrt zum Kinkade Park einem Stadtpark von Anchorage, hier soll es viele Elche geben, vor allem männliche mit ihrem mächtigen Geweih. Im Stadtgebiet von Anchorage leben ca. 2.000 Elche und hunderte Bären!

Wir sind kaum ein paar Meter gegangen grast auch schon einer direkt am Weg. Die Tiere hier im Park sind sehr an Menschen gewöhnt und wenn man den „Sicherheitsabstand“ einhält kann man sie wunderbar beobachten.

Auch der nächste Elch, ein großes Männchen mit mächtigem Geweih lässt sich von uns nicht stören.

Schon schade dass wir so prächtige männliche Tiere mit großem Geweih in der freien Wildbahn nicht gesehen haben, sondern nur hier in einem Stadtpark! Aber klar, hier darf nicht gejagt werden und die Tiere fühlen sich sicher. Außerhalb der Stadtgrenzen sind es gerade die großen männlichen Tiere die den Trophäenjägern zum Opfer zu fallen.

Am nächsten Morgen sind wir dann pünktlich in der Werkstatt. Hier hat niemand Erfahrung mit Europäischen Trucks. Werkbuch, Elektropläne – nein so etwas haben wir nicht. Gut dann wird halt einfach gesucht, und ein Kabel nach dem anderen geprüft.

Nach 5 Stunden wollte der liebe Mann schon aufgeben, als er dann ein rosa Kabel durch zwickt und plötzlich war die Fehlermeldung weg. Wie sich herausstellt, war dieses Kabel blind verlegt, hatte also keinerlei Funktion, hat sich aber wohl aufgescheuert und einen Kurzschluss verursacht. 800 Dollar ärmer, aber der Modix springt wieder an, und eine neue Lichtmaschine hat er auch. 

Wir sind wieder unterwegs, es geht Richtung Norden zum Denali National Park.

 

Wir treffen Kristin und Martin mit ihrem Toyota Land Cruiser wieder, die in Talkeetna auf uns warten. Wir schlendern gemeinsam durch den kleinen Ort, gehen zusammen Abendessen und schlafen am Ortsrand direkt am mächtigen Susitna River.

Hier, ca. 100 km vor dem Denali NP, buchen wir unseren Rundflug zum Denali.

Denali (ehemals Mt. McKinley), bedeutet “Der Hohe“ und ist die indianische Bezeichnung für den immer schneebedeckten Gipfel. Mit 6.194 Metern Höhe ist er der höchste Berg Nordamerikas und zählt so zu den Seven Summit.

Der Wetterbericht für den nächsten Tag ist gut, den Denali bei gutem Wetter und freier Sicht zu erwischen ist eher eine Seltenheit, und wir haben Glück und bekommen die letzten freien Plätze im Flieger. Wieder geht’s los in einer kleinen Maschine mit 8 anderen Passagieren, wir überfliegen die riesige Gletscher Welt rund um den mächtigen Gipfel.

Unter uns der Ruth Glacier der über 50 km lang ist und sich hier durch die Great Gorge, eine knapp 2 km breite Schlucht, zwängt. Das Eis ist hier bis zu 1000 m dick und die Granitwände sind fast 1500 m hoch. Das bedeutet die Great Gorge mit ihren ca. 2400m ist tiefer als der berühmte Grand Canyon!

Wir fliegen weiter um den Denali herum auf seine Nordseite. Unter uns der über 50 km Muldrow Glacier.

Hier auf der Nordseite des Denali sehen wir eine der gefährlichsten und höchsten Wände der Welt, die 4.200m hohe Wickersham Wall.

Wir fliegen vorbei an einer Aufstiegsroute zum Gipfel und im Hintergrund sieht man den Mt. Hunter. Auf dem Gletscher links hinein unter dem Gipfel des Mt. Hunter werden landen.

Landeanflug auf einen Seitenarm des Kahiltna Glacier, auf 2.200m am Denali Base Camp, also genau dort von wo aus die meisten Expeditionen zum Gipfel aufbrechen. Wir stehen mitten drin in dieser tollen Szenerie und können jeden verstehen, der hier her kommt und sein Glück am Denali sucht.

Wir fliegen zurück nach Talkeetna über den 70 km langen Kahiltna Glacier

unter uns der Tokositna Glacier

und dahinter sehen wir wieder den Ruth Glacier über den wir unseren Anflug hatten, unbeschreiblich schön...

An diesen Tag fahren wir noch ein kleines Stück weiter Richtung Norden und treffen Kristin und Martin zum Sundowner mit grandiosen Denali Ausblick.

Am nächsten Tag fahren wir gemeinsam in den Denali National Park rein. Zumindest soweit wie es mit dem eigenen Fahrzeug erlaubt ist. Um weiter rein zu kommen müssten wir auf die offiziellen Park-Busse umsteigen, aber auf eine Tour in einem vollen Bus aus dem man die Tiere evtl. mit viel Glück aus dem Fenster kurz sehen kann, hatten wir nicht so wirklich Lust.

Beim rein fahren sahen wir dann ein (!) Karibu, dass dann für einen kleinen Stau sorgte und uns in unserer Entscheidung die Bustour nicht zu machen bestärkte.

Daher wieder zurück und ein paar Km weiter nach Norden, auf der anderen Seite des Parks. Hier fahren wir ein paar Km auf der Stampede Road entlang. Diese Road wurde durch das Buch von John Krakauer „In die Wildnis“ oder den Film von Sean Penn „ Into the Wild“ Weltberühmt (beides sehr zu empfehlen!).

Wir fuhren hier her um das schlechte Wetter auszusitzen das vorhergesagt wurde.

5 Tage bleiben wir, gehen im Dauerregen spazieren und planen unsere Route. Martin und Kristin zieht es weiter, nach einem schönen gemeinsamen Abend fahren die beiden am nächsten Morgen rauf nach Fairbanks. Kommen aber nach 3 Tagen wieder zurück und hatten leider auch nur Dauerregen. Wir wollten eigentlich zusammen den Denali Hwy fahren, aber Martin und Kristin fahren schon mal voraus und hoffen auf besseres Wetter, wir warten noch einen Tag ab. Wir wollen den Denali Highway unbedingt bei Sonnenschein und freiem Bergpanorama fahren.

Mit seinen 215 km Länge, der größte Teil Schotter-Piste, führt dieses Straße durch wilde und unberührte Natur, mit einmaligen Landschaften und Panoramen, und gehört dadurch zurecht zu einer der schönsten Straßen der USA.

Und das Warten hat sich gelohnt...

Da wir hier keine Internetverbindung haben und Kristin und Martin wohl schneller unterwegs sind wie wir, verlieren wir die Beiden dann auf dem Highway. Der Highway führt am Südhang der Alaska Range entlang, dieser Teil ist die Hayes Range mit dem 4.216 m hohen Mt. Hayes, durch menschenleere Wildnis und mit einer sagenhaften Aussicht an unserem Schlafplatz.

Am nächsten Morgen fahren wir über den McLaren River uns ganz spontan biegen wir hinter der Brücke auf eine schmale Piste ab und fahren entlang des Flusses Richtung Alaska Range. Nach ein paar km sehen wir einen schönen Bergrücken. Da wollen wir hinauf und hoffen am Grat oben auf eine schöne Aussicht.

Überall Blaubeeren, auch Ricki schmecken die und später verpflegt er sich dann selbst (kann nicht genug kriegen).

Am Grat oben angekommen haben wir die, wie erhofft, Traum-Aussicht!

Wir wandern am Grat weiter und können uns gar nicht satt sehen...

und am Rückweg werden mit einer kleinen Herde Karibus belohnt.

Sogar Ricki hält ausnahmsweise mal still und bellt nicht.

Wir fahren zurück zum Denali Hwy und finden am McLaren River ein super Platzl zum schlafen.

Weils so schön is, flieg ich noch ein paar runden mit der Drohne.

Am nächsten Tag geht’s dann weiter, oben am McLaren Summit, dem mit 1.245m zweit höchsten Pass in Alaska nutzen wir das schöne Wetter und gehen wandern.

Bis zum Ende des Hwy genießt man die wunderschönen Ausblicke auf die Alaska Range.

Der Denali Hyw mündet im Richardson Hwy, den fahren wir dann noch ein paar Km nach Norden zum Gulkana Glacier. Von dem Gletscher haben wir ein Bild in einer Zeitschrift gesehen und wussten den wollen wir sehen.

Auf den letzten Km des Denali Hwys sieht man auch wunderbar rüber zum Gulkana Glacier. Zum Gletscher führt eine Piste und dort wollen wir übernachten.

Blick zum Gulkana Glacier.
Blick zum Gulkana Glacier.

Wir finden die Abzweigung und fahren eine holprige Piste ein paar Km immer näher zum mächtigen Gletscher.

Dann übernachten wir und hoffen auf schönes Wetter um rauf zu wandern. Leider ist am nächsten Morgen alles wolkenverhangen und nach einem kurzen Spaziergang fahren wir dann Richtung Süden.

Unsere Fahrt führt uns über den Richardson Highway nach Valdez, dass am Ende des Prince Williams Sound liegt, umgeben von einigen der höchsten Küstenberge der Welt.

Der Worthington Gletscher liegt 50 km vor Valdez und ist mit einem kurzen Fußweg leicht zu erreichen. Leider hat sich auch dieser Gletscher in den letzten Jahren sehr stark zurückgezogen.

Kurz danach erreichen wir den Thompson Pass (845m) mit atemberaubenden Panorama.

Unten auf Meereshöhe angekommen fahren wir noch zum Valdez Gletscher See.

Wir treffen wieder Martin und Kristin und quatschen über erlebtes.

Wir schlafen am ruhigen Hafen von Valdez

...und am nächsten Tag geht’s dann auf dem gleichen Weg wieder zurück, den Pass rauf in die Berge.

Die Wettervorhersage ist nur noch für ein paar Tage gut und wir wollen unbedingt bei schönem Wetter in den Wrangell-St.Elias N.P. Auf einer 90 km langen Piste mitten rein in den riesigen N.P. an deren Ende das kleine Nest McCarthy und die Bergwerks-Geisterstadt Kennikott liegt.